Mittwoch, 21. Februar 2018

Farbgenetik bei Haarschafen - Nolana - Buchtipps

Genetik unterscheidet sich selbstverständlich nicht von einem Schaf zum anderen! Aber jedes Individuum hat seine eigene Allel-Ausstattung (kann ja jeder pro Gen nur zwei haben) und daraus ergibt sich, daß Allel-Frequenzen zwischen Rassen und Schlägen unterschiedlich sind.

Das bedeutet: Was bei der einen Rasse die Norm ist, ist bei der anderen extrem selten. (Von nicht vorhanden sollte man nicht sprechen. Nicht absolut. Höchst unwahrscheinlich ist da besser!)

Haarschafe sind nicht nur oft besonders bunt - sie sind auch besonders schön bunt. Das Haarkleid zeigt und behält die Farbe viel deutlicher als Wollfasern.

Nolana Farbvererbung
Farbgenetik Haarschafe - Bild von Corinna Bachmann

In Punkto Farbvererbung sind Nolanas die Kür! Auch wenn das Zuchtziel ein einheitlicher (phäomelanischer = tan) Phänotyp ist, gibt es da (noch) eine große Vielfalt.

Da diese Schafe verschiedene Ursprungsrassen vereinen, kommt bei Nolanas in Punkto Allel-Ausstattung verdammt viel zusammen!
Bei älteren, "durchgezüchteten" Rassen gibt es an vielen Genen/Genorten nur (höchstwahrscheinlich!) EINE Variante. Das macht es einfacher, weil man eben erst mal vom Wahrscheinlichen ausgehen kann. Nur wenn das keinen Sinn ergibt, guckt man mal nach anderen Möglichkeiten. Denn: Ausnahmen kann es immer geben! Wenn so gut wie alle Varianten im Repertoire vorkommen, spielt man ein Spiel mit verdammt vielen Karten! Wobei verschiedene Varianten gleiche Phänotypen (= gleiches Aussehen) ergeben können. Soll ja nicht zu einfach sein!

Deshalb hier mal ein paar Buchempfehlungen für alle, die Spaß an solchen komplexen Farbrätseln haben!

Da wäre zuerst The Damara of Southern Africa. (ISBN 978-0-620-38877-1) Ein tolles Buch, das mir der südafrikanische Herausgeber auf den Lofoten geschenkt hat. Das alleine macht es für mich zu einem besonderen Buch aber der Inhalt ist auch spitze! Nicht nur in Punkto Farbvererbung bei Haarschafen! Das ist vielleicht etwas schwierig zu beziehen aber wirklich empfehlenswert!

Farbvererbung Nolana
Damara - mit vielen Lesezeichen in den Farbgenetik- Kapiteln!

Aber: Das Buch ist auf englisch und erfordert fundierte Grundkenntnisse!

Es beschreibt unglaublich viele Phänotypen, die bei Damaras beobachtet wurden - mit Erklärungen und Hypothesen zu den Genotypen. Faszinierend ist alles, was irgendwie "weißfleckig" ist. Und Sachen zu Roaning, die vielleicht erklären, wo dieses Nolana X Lacaune Lamm seine interessante Farbe her hat:

Farbvererbung Schafe

Für die Grundkenntnisse empfiehlt sich natürlich Bunte Schafe weil es sich nicht auf die üblichen Allele einer bestimmten Rasse beschränkt, sondern Farbgenetik der Schafe an sich erklärt. Für alle Rassen. Grundwissen eben... mal auf andere Art erklärt für Leser, die bisher keinen Zugang zu dem Thema gefunden haben.

Wer sich besonders für die möglichen Allele der Kamerunschafe interessiert, für den gibt es auch ein Buch! Von Dirk Süllentrop. Auch hier gilt: Die Genetik an sich ist bei allen Schafen gleich. Kameruner "funktionieren" nicht anders als andere Schafe. Bloß die Allefrequenz kann in anderen Rassen abweichen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf kann man auch als Züchter von ... z.B. Drenthe Heideschafen von dem Buch profitieren!

Farbgenetik Haarschafe
bunte Kamerunschafe Maintal Kamerunschafe

Und ganz am Schluß noch eine Empfehlung: timeless coloured sheep. Da geht es um alles Mögliche rund um "bunte Schafe" aber auch sehr detailliert um Farbvererbung. Nicht gerade günstig und die Kapitel über Farbgenetik brauchen fundierte Grundkenntnis oder sehr viel Enthusiasmus. Als weiterführende Literatur aber sehr,  sehr empfehlenswert! Eben ein Buch über "zeitlose, bunte Schafe"!




Dienstag, 20. Februar 2018

Farbgene beim Schaf

Ich möchte hier mal die Gene auflisten, die beim Schaf als "farbrelevant" identifiziert wurden. Nach den meisten hat man gezielt gesucht, weil sie bei anderen Tieren bekannt sind. Das bedeutet auch: Es kann noch weitere geben!

Es gibt alle diese Gene bei allen Schafen (bedeutet: Ausnahmen wurden noch nicht gefunden und sind unwahrscheinlich). Von einigen Genen haben einige Schafe/Rassen nur eine Variante, den Wildtyp.

An den Genen für ASIPTYRP2 und MITF haben die meisten Rassen mehrere Varianten. (Auch wenn einige unerwünscht sind). MC1R ist bisher in zwei Varianten bekannt beim Schaf (weitere werden vermutet). Der Einfluß von KIT ist kaum untersucht. Es ist aber anzunehmen, daß da interessante Dinge passieren....

In Klammern steht, wer das zuerst wissenschaftlich beschrieben hat.

ASIP
Agouti Signaling Protein, Chromosom 13 (Beraldi et al 2006)

MITF
Micropthalmia transcription factor, Chromosom 19 Spotting; instruction for
production of the pigment melanin (Tetens et al. 2007)

TYRP1
Tyrosinase-related protein 1, Chromosom 2, Basic locus; code for melanogenic
enzyme (Gratten et al. 2007)

TYRP2 (DCT)
tyrosine-related protein 2 (Dopachrome tautomerase), N.A., Basic locus; melanogenic enzyme

TYR
Transcription factor activates tyrosinase TYR, N.A., Basic locus; melanogenic
enzyme

MC1R
Melanocortin 1 receptor, Chromosom 14; regulation of melanogenesis (Våge et al. 2003)

KIT
v-kit Hardy-Zuckerman 4 feline sarcoma viral oncogene homolog, Chromosom 6, affect melanocytes development and migration during embryogenesis (Lord et al. 1996)

KL (MGF)
c-KIT ligand (mast cell growth factor), Chromosm 3,melanocytes
development / migration during embryogenesis (Tisdall et al. 1997)



Gratten, J., Beraldi, D., Lowder, B.V., McRae, A.F., Visscher, P.M., Pemberton, J.M. &Slate, J. 2007 Compelling evidence that a single nucleotide substitution in TYRP1 is responsible for coat-colour polymorphism in a free-living population of Soay sheep. Proc. Roy. Soc. B-Biol. Sci. 274, 619-626. (doi: 10.1098/rspb.2006.3762)

Lord, E.A. et al. 1996 The linkage map of sheep chromosome 6 compared with orthologous regions in other species. Mamm. Genome 7, 373–376. (doi: 10.1007/s003359900107)

Tetens, J., Ganter, M., Müller, G. & Drögemüller, C. 2007 Linkage mapping of ovine
microphthalmia to chromosome 23, the sheep orthologue of human chromosome 18. Inv Ophth Vis Sci 48, 3506-3515. (doi: 10.1167/iovs.07-0041)

Tisdall, D.J., Quirke, L.D., Smith, P. & McNatty, K.P. 1997 Expression of the ovine stem cellfactor gene during folliculogenesis in late fetal and adult ovaries. J. Mol. Endocrinol. 18, 127-135. (doi: 10.1677/jme.0.0180127)